mitmachen

NRW Jusos – Blog

09. Dezember 2024

COP29 – Ein Scheideweg für globale Klimagerechtigkeit 

Auf der Klimakonferenz geht es dieses Jahr um viel Geld!  

Die 29. UN-Klimakonferenz (COP29) ist für viele von uns in vielerlei Hinsicht wegweisend. Delegierte aus fast allen Staaten kommen zusammen, um über die drängendsten Fragen der Klimapolitik zu beraten – von der Finanzierung der Anpassung an die Klimakrise über die Verantwortung der Hauptemittenten bis hin zum endgültigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Doch wie viel Fortschritt ist angesichts der Spannungen zwischen den Interessen von Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern realistisch? Wir Jusos werfen einen kritischen Blick auf die zentralen Themen der Konferenz und beleuchten sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen. 

Die Geldfrage: Wer übernimmt die Verantwortung? 

Ein zentraler Konflikt der COP29 ist die Finanzierung der Anpassungs- und Schadensbewältigungskosten für die ärmsten Länder. Der sogenannte „Loss-and-Damage-Fund“ soll Ländern helfen, die bereits heute stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Überschwemmungen, Dürren und Stürme treffen vor allem Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika, die historisch am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben. Doch die bisherigen Zusagen reichen bei Weitem nicht aus. Der Fonds verfügt derzeit über magere 800 Millionen Dollar, obwohl Expert*innen jährliche Summen von bis zu einer Billion Dollar als notwendig ansehen. Die Industrieländer, die historisch für einen Großteil der CO₂-Emissionen verantwortlich sind, stehen in der Pflicht, deutlich mehr zu leisten, auch aus moralischen Gründen. Die EU drängt auf eine Verdopplung der Anpassungsfinanzierung bis 2025, doch ob das ausreicht, bleibt fraglich. 

Die soziale Dimension der Klimakrise 

Die Klimakrise offenbart ein globales Gerechtigkeitsproblem: Während westliche Industrieländer die Ressourcen haben, um ihre Infrastruktur an die veränderten Bedingungen anzupassen (etwa durch den Bau von Deichen oder klimafreundlichen Gebäuden), fehlen diese Mittel in den ärmeren Ländern. Diese müssen sich oft zwischen der Finanzierung von Grundbedürfnissen und dringend notwendigen Klimaschutzmaßnahmen entscheiden. Die ökonomische Ungleichheit zeigt sich auch darin, dass Industriestaaten ihre Anpassungshilfen häufig an Bedingungen knüpfen, etwa an die Einführung ambitionierter Klimaziele. Das ignoriert jedoch, dass viele Länder dafür zunächst technische und finanzielle Unterstützung benötigen. Ein Beispiel: Frühwarnsysteme gegen Stürme, Küstenschutz oder grüne Infrastruktur könnten Millionen Menschenleben schützen – doch ohne finanzielle Mittel bleiben diese Projekte unerreichbar. Trotz aller Kritik gab es auf früheren Konferenzen einige Fortschritte. So wurde erstmals eine globale Verpflichtung zum schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe festgeschrieben. Auch wenn Länder wie Brasilien, Kanada und Aserbaidschan die Produktion fossiler Brennstoffe weiter ausbauen wollen, bleibt die Richtungsentscheidung ein positives Signal. Inzwischen werden auch multilaterale Entwicklungsbanken (MDBs) stärker eingebunden, um nachhaltige Projekte in ärmeren Ländern zu fördern. Ein weiteres positives Element ist die zunehmende Rolle des Privatsektors. Investitionen in erneuerbare Energien und Technologien zur CO₂-Reduktion nehmen zu. Dennoch reicht dies bei Weitem nicht aus, um die angestrebte Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu erreichen. Wissenschaftler*innen warnen bereits davor, dass wir bei einer unveränderten Klimapolitik auf eine Erwärmung von 3,2 Grad zusteuern. 

Fossile Interessen am Verhandlungstisch? 

Ein besonders kontroverser Aspekt der COP29 ist ihr Austragungsort. Zum dritten Mal in Folge wird die Konferenz von einem autokratischen Ölstaat ausgerichtet – ein Umstand, der die Glaubwürdigkeit der Verhandlungen untergräbt. Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate oder Aserbaidschan haben kaum Interesse an einem schnellen Ausstieg aus den fossilen Energien. Im Gegenteil: Aserbaidschan stützt seine Exportwirtschaft zu 90 Prozent auf Öl und Gas. Der Präsident Aserbaidschans Aliyev spricht in seiner Rede sogar davon, dass Öl und Gas ein Geschenk Gottes seien. Dennoch versuchen sich die Öl-Staaten international als verlässliche Partner*innen zu präsentieren, indem sie finanzielle Unterstützung zusichern oder sich darauf verständigen auf das Verbrennen von Kohle, Öl und Gas zu verzichten.

Fakt ist, dass sich der Planet immer weiter erwärmt und bloße Lippenbekenntnisse einfach nicht mehr ausreichen! 

China ist inzwischen der größte Emittent von Treibhausgasen, beansprucht aber den Status eines Entwicklungslandes und damit theoretisch Zugang zu Klimahilfen. Dieser Widerspruch führt zu Spannungen, da die Industrieländer fordern, dass auch wohlhabende Schwellenländer wie China, Saudi-Arabien oder die Golfstaaten einen substanziellen Beitrag zur Klimafinanzierung leisten. Die Diskussion um die faire Verteilung der Verantwortung bleibt auch nach der Konferenz ein zentrales Hindernis. 

Unser Fazit: Dringender Handlungsbedarf! 

Die COP29 zeigt einmal mehr die Kluft zwischen ambitionierten Zielen und der Realität. Die Herausforderungen sind gewaltig: Es fehlt an einer gerechten Verteilung der Klimaverantwortung, an ausreichender Finanzierung und an konkreten Verpflichtungen für den fossilen Ausstieg. Doch es gibt auch Hoffnung. Wenn Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer endlich echte Solidarität zeigen und konkrete Finanzierungspläne umsetzen, können langfristig sowohl soziale als auch ökologische Fortschritte erzielt werden. 

Die Konferenz in Baku steht für vieles, was in der internationalen Klimapolitik schiefläuft, bietet aber auch Chancen für Fortschritte. Ein umfassender Finanzierungsplan, getragen von den Hauptverursachern der Klimakrise, könnte die Grundlage für wirksame Klimamaßnahmen schaffen. Als Jusos fordern wir, dass die Industrieländer nicht nur ihren gerechten Anteil leisten, sondern auch die strukturellen Probleme der internationalen Zusammenarbeit angehen.

Die Zeit der leeren Worte ist vorbei – wir brauchen konkrete Taten und vor allem finanzielle Zusagen, die ihrer Verantwortung gerecht werden! 


Zurück