mitmachen

NRW Jusos – Beitrag

26. Januar 2021

Politische Bildung in der Schule retten!

Wer denkt, das Corona-Chaos und dubiose Vergabe von Aufträgen sei alles, was das FDP-Schulministerium auf dem Kasten habe, der wird mit den aktuellen Plänen des Ministeriums in seinen Erwartungen (oder auch Hoffnungen) enttäuscht: Dem Fach Sozialwissenschaften soll der Garaus gemacht werden.

Wer denkt, das Corona-Chaos und dubiose Vergabe von Aufträgen sei alles, was das FDP-Schulministerium unter Frau Gebauer als Ministerin und Herrn Laschet als Ministerpräsident auf dem Kasten habe, der wird mit den aktuellen Plänen des Ministeriums in seinen Erwartungen (oder auch Hoffnungen) enttäuscht: Mit dem Entwurf zur neuen Lehramtszugangsverordnung (LZV NRW) soll dem Fach Sozialwissenschaften der Garaus gemacht werden.

Das Fach soll ersetzt werden durch das Fach „Wirtschaft/Politik“. Weder die GEW als Lehrer*innenverband, noch Rainer Schiffers von der Deutschen Vereinigung für politische Bildung NRW sehen legitime Gründe für diese Änderung, vielmehr noch – sie sehen die politische Bildung in Gefahr! Auch aus jungsozialistischer Perspektive ist die Umwandlung des Faches von politischer Bildung in eine „Kapitalismus-Erklärstunde“ mehr als nur ein kleines Detail. Es geht hier um den Kern der Bildungspolitik für die nachfolgenden Generationen. Wie auch von Schiffers angedeutet, ist es der Plan der Landesregierung, die sozialwissenschaftliche Leitidee des Lehrplans über den Haufen zu werfen.

Die Beweggründe dahinter werden recht schnell klar: Schwarz-Gelb will marktgerechte und möglichst funktionierende Schüler*innen ausbilden. Politische Bildung und damit kritisches Hinterfragen sozialwissenschaftlicher Zusammenhänge tun konservativen Parteien und dem kapitalistischen Markt ganz einfach nicht gut, denn kritische und mündige Menschen durchschauen meist, dass die Logik des Kapitalismus über kurz oder lang zu Lasten des Kollektivs stattfindet. Besonders deutlich, dass dem Begriff „Wirtschaft“ in der Fächerkombination eine erheblich größere Rolle zu Teil wird, macht die Geschichte des Faches: Zunächst eingeführt als Parallelfach mit dem Titel „Politik/Wirtschaft“, dann umbenannt in „Wirtschaft/Politik“ und nun soll es das Fach Sozialwissenschaften, was bisher parallel dazu unterrichtet wurde, ganz abschaffen. Deutlich wird also, dass für Schwarz-Gelb auch in der Schule „Privat vor Staat“ oder anders gesagt „Wirtschaft vor Bildung“ gilt.

NRW braucht nicht weniger, sondern mehr politische Bildung! Hier wird nicht nur Politik ohne die Betroffenen, sondern mal wieder an ihren Interessen vorbei gemacht: Sowohl die Landesschüler*innenvertretung als auch die GEW fordern, genauso wie wir Jusos und die SPD, schon seit Langem eine Verstetigung und Ausweitung der politischen Bildung in der Schule. Die Landesregierung stampft sie stattdessen zusammen und will sie mit diesem Schritt letztlich nahezu ganz abschaffen.

Wie wichtig politische Bildung ist, zeigen die aktuellen Populismusbewegungen und Verschwörungsideolog*innen uns dabei jeden Tag aufs Neue. Eine Demokratie ist nur so stark, wie ihre Bürger*innen und dazu braucht sie Bürger*innen, die demokratische Prozesse verstehen, kritisch und konstruktiv hinterfragen und die freiheitlich-demokratische Grundordnung anerkennen. Kinder und Jugendliche müssen lernen, die komplexen Zusammenhänge und Strukturen unserer Gesellschaft zu verstehen. Das funktioniert nur durch gute politische Bildung für alle Schüler*innen – nicht durch Unterrichten neoliberaler Propaganda.

Doch nicht nur Schüler*innen sind von den Auswirkungen der Änderung massiv betroffen, auch Lehramtsstudierenden der Sozialwissenschaften wird die Perspektive, das von ihnen angestrebte Fach unterrichten zu können, genommen. Außerdem müssten sie eine Zusatzqualifikation erwerben, um das neue Fach unterrichten zu dürfen.

Die Abschaffung des Fachs Sozialwissenschaften bekräftigt erneut das Versagen der Schwarz-Gelben Landesregierung in der NRW-Schulpolitik. Jetzt liegt es an uns als politische Akteur*innen, Schüler*innen, Lehrkräfte und Eltern zu zeigen, dass wir uns politische Bildung in NRW nicht kaputt machen lassen!


Zurück