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Berk Eraslan


Meine Daten
Geburtsjahrgang: 2002
UB/KV: Dortmund
Berufliche Situation: Studierender der Sozialwissenschaften, Geschichte und Turkistik

Liebe Jusos,

uns wird immer gesagt, wenn der Kuchen wächst, werde jedes Stück größer und wir hätten alle was davon. Doch dieser Satz ist eine Lüge! Wenn der Kuchen erstmal kleiner wird, dann sind unsere Stücke als erstes dran. Deshalb wollen wir nicht länger nur ein Stück vom Kuchen, wir wollen die verdammte Bäckerei!

Die Krise heißt Kapitalismus. Geboren und aufgewachsen in der Dortmunder Nordstadt mitten im Ruhrgebiet, erlebe ich seit meiner Geburt, was es bedeutet von rassistischen und klassistischen Strukturen betroffen zusein. 

Politische Entfremdung, Verdrossenheit und Kapitulation sind Elemente, die in bürgerlichen Haushalten nicht unbedingt greifbar, aber bei uns bittere Realität sind. Diese Elemente sind Ergebnisse einer rassistisch kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die uns unserer Lebensgrundlagen raubt. Dieser Zustand darf für uns nicht länger hinnehmbar sein, sondern muss aktiv bekämpft werden.

No Peace without justice: Rassistischer Polizeigewalt den Kampf ansagen!

Vor etwa einem Jahr, am 08.08.2022, wurde Mouhamed Drame von der Polizei in der Dortmunder Nordstadt erschossen. Mittlerweile wurden die beteiligten Polizist*innen von der Staatsanwaltschaft angeklagt. Die Geschichte Mouhameds war und ist kein Einzelfall. Als vor 15 Jahren Mehmet Kubaşik ebenfalls in der Nordstadt kaltblütig in seinem Kiosk ermordet wurde, ging die Polizei lange aufgrund von rassistischen Narrativen nicht von einem ernsthaften Mord aus, sondern von „innertürkischen Angelegenheiten oder Ehrenmord“. Die Familie wurde von der Polizei nicht ernst genommen, bis sich der NSU schließlich selbst enttarnte.

Fälle, wie die von Mouhamed oder Mehmet, sind längst keine Einzelfälle mehr. Denn klar ist auch: Es gibt 1000 Mouhameds. Und alle von ihnen verdienen Gerechtigkeit! Wer Kriminalität mit dem Aussehen oder der vermeintlichen Herkunft der Jugendlichen in Verbindung bringt, verkennt Forschungsergebnisse. 

Denn dort ist schon lange klar: Perspektivlosigkeit und Armut sind die treibenden Faktoren für Kriminalität. Und diese Armut ist etwas, womit viele Menschen seit ihrer Kindheit aufwachsen. Fakt ist: Niemand braucht Milliardäre in diesem Land, aber unsere 3 Millionen Kinder, die in Armut leben, brauchen bessere Lebensbedingungen! Es ist Zeit für uns, unseren Reichtum zurückzuholen. Die schwarze Null ist und darf keine Alternative für einen funktionsfähigen Sozialstaat sein! Wer Kriminalität bekämpfen will, muss Armut bekämpfen und keine Kinder!

Klassistische Strukturen aufbrechen!

Auch wenn Europa den Feudalismus seit dem Mittelalter hinter sich gelassen hat, ist unsere heutige Gesellschaft tief durchzogen von klassistischen Strukturen und Hindernissen, die besonders Kinder aus nicht-akademischen Haushalten diskriminieren. Bis heute sind immer noch Gymnasialempfehlungen, Studiumsmöglichkeiten, Berufschancen, Bezahlung und vieles mehr abhängig von der eigenen Klasse. 

Für uns als Jungsozialist*innen muss stets klar sein: Wenn mein Erfolg von meiner Herkunft, meinem Elternhaus, meiner Hautfarbe, meinem Geschlecht oder meiner Sexualität abhängt, dann läuft etwas schief.

„Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen“: Decolonize Internationalism!

Globale Herausforderungen sind Produkte klassistischer, rassistischer und ausbeuterischer Reproduktionsverhältnisse. Ihren Ursprung finden sie alle in der Zeit des Kolonialismus.

Viel zu lange haben Europäer*innen ihren Wohlstand auf der Ausbeutung des „globalen Südens“ aufgebaut. Erstletzten Monat besuchte Arbeitsminister Heil Brasilien, um dort für ausländische Pflegekräfte zu werben. Während Heil das als „Chance“ für diese Menschen betrachtet, handelt es sich hierbei in Wahrheit um ein neokoloniales Weltbild. Die Antwort auf den Fachkräftemangel darf kein staatlich subventionierter Braindrain in ökonomisch schwächeren Ländern sein! Es wird Zeit, endlich nicht nur unsere Museen zu dekolonialisieren, sondern auch unsere Weltbilder und unsere Zusammenarbeit mit diesen Ländern!

Ich bin Berk Eraslan, 20 Jahre alt, wohne und studiere derzeit in Essen Lehramt mit den Fächern Sowi, Geschichte und Turkistik. Sozialisiert bei den Juso-Hochschulgruppen, möchte ich mich jetzt im LaVo der NRW Jusos für einen antiklassistischen, antirassistischen und internationalistischen Verband einsetzen! Bei Fragen könnt ihr mich jederzeit erreichen 🙂


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